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Feedback gehört zu den wichtigsten Führungsinstrumenten – es beeinflusst maßgeblich Motivation, Zufriedenheit und Leistung von Mitarbeitenden.

 

Doch die Forschung zeigt: In rund 30 % der Fälle wirkt Feedback negativ auf die Leistungsbereitschaft. Was läuft schief?

Warum Feedback häufig die Leistung der Mitarbeitenden ausbremst

Das Problem liegt in der Natur des klassischen Feedbacks: es blickt zurück – auf vergangene Ereignisse und Fehler. Oft steht dabei im Mittelpunkt, was der Mitarbeitende verbessern sollte.

Dies führt zwar dazu, dass sich die Person stärker anstrengt, kann aber auch unerwünschte Nebenwirkungen haben, denn es stehen eher die Defizite, und weniger die Stärken im Vordergrund.

So kann Feedback den Selbstwerts bedrohen, besonders wenn Karrieremöglichkeiten davon abhängen. Es demotiviert, wenn der Mitarbeiter die Beurteilung nicht nachvollziehen kann oder für ungerecht hält. Vor allem kritisches Feedback, das sich nicht auf konkretes Verhalten oder spezifische Situationen bezieht, kann einen negativen Effekt haben.

Die bessere Alternative: Feedforward

Feedforward dreht den Spieß um: es blickt nicht auf die Vergangenheit, sondern auf das gewünschte Verhalten in der Zukunft. Statt Fehler zu analysieren, werden konkrete Handlungsmöglichkeiten für kommende Herausforderungen entwickelt.

Der wissenschaftliche Hintergrund

Das Konzept basiert auf der Erkenntnis, dass zukunftsorientierte, stärkenbasierte Gespräche das Belohnungssystem im Gehirn aktivieren. Dies fördert Kreativität, Problemlösefähigkeit und die Bereitschaft zur Veränderung.

Im Zentrum steht ein strukturiertes Gespräch, das sogenannte Feedforward-Interview. Mithilfe eines Gesprächsleitfadens werden die Stärken des Mitarbeitenden identifiziert und konkrete Handlungen besprochen, die das persönliche Wachstum fördern und das Erreichen von Zielen effektiv unterstützen.

Die Führungskraft ist dabei ein Gesprächspartner, der Fragen stellt, aktiv zuhört und bei der Reflexion erfolgreicher Arbeitssituationen unterstützt.

Die 3 Schritte im Feedforward-Interview

1

Positive Arbeitserfahrungen benennen

Zunächst werden im Dialog zwischen Führungskraft und Mitarbeiter oder Mitarbeiterin positive wie negative Arbeitserfahrungen besprochen. Dann schildert der Mitarbeitende eine Situation, in der er erfolgreich war. Dadurch werden positive Emotionen geweckt, die die Selbstwirksamkeit stärken und so den Handlungsspielraum erweitern.

 

Praxisbeispiel: „Erzählen Sie mir von einem Projekt, bei dem Sie besonders stolz auf das Ergebnis waren. Was lief da besonders gut?“

2

Stärken identifizieren

In der anschließenden Diskussion wird gemeinsam analysiert, welche Stärken und Bedingungen zum Erfolg beigetragen haben. Welche Fähigkeiten hat der Mitarbeitende genutzt und wie kann er diese Stärken auch in Zukunft gezielt einsetzen?

 

Praxisbeispiel: „Bei diesem erfolgreichen Projekt haben Sie erwähnt, dass Sie sehr strukturiert vorgegangen sind. Wie können Sie diese Stärke auch bei anderen Aufgaben nutzen?“

3

Zukunft konkret gestalten

Basierend auf den Stärken des Mitarbeitenden, werden schließlich neue Ziele und Strategien zur Umsetzung erarbeitet, die Entwicklungsmöglichkeiten bieten.

Dabei werden gezielt Ideen entwickelt, wie ein bestimmte Aufgabe in Zukunft besser gelöst werden kann und was konkret wie gemacht wird.

Praxisbeispiel: Anstatt den Mitarbeiter dafür zu kritisieren, dass er häufig Deadlines nicht einhält, könnten Sie folgenden Vorschlag machen: „Damit Sie in Zukunft Termine nicht überschreiten, könnten Sie die Aufgaben in kleinere Schritte unterteilen und dann realistische Fristen setzen. Wie wäre es, wenn Sie bei Ihrem nächsten Projekt einen detaillierten Zeitplan erstellen?“

Feedforward im beruflichen Alltag nutzen

Feedforward eignet sich nicht nur für Entwicklungsgespräche, sondern auch für die tägliche Zusammenarbeit. Vor allem bei neuen Aufgaben können Lernziele gesetzt und der Mitarbeiter zur Reflexion angeregt werden.

Praxisbeispiel: Vor einem wichtigen Kundentermin: „Basierend auf Ihrer Erfahrung mit ähnlichen Kunden, welche Ihrer Stärken werden Ihnen bei diesem Termin helfen? Wie können Sie diese gezielt einsetzen?“

Welche Vorteile bietet Feedforward?

Feedforward konzentriert sich auf die individuellen Stärken und Entwicklungsmöglichkeiten, anstatt vergangene Fehler zu analysieren. Im Gespräch mit Mitarbeitenden oder auch Teams entfaltet Feedforward dann seine wahren Stärken:

Zukunftsorientiert und lösungsfokussiert:

Feedforward konzentriert sich auf die Entwicklung von Menschen, indem es konkrete Vorschläge dafür liefert, was sie in Zukunft tun können. Die Mitarbeitenden verstehen klar, was sie verändern müssen, um ihre Ziele zu erreichen.

Konstruktiv und inspirierend:

Feedforward ist konstruktiv, denn es wird ein klarer Weg aufgezeigt, wie sich etwas verbessern lässt. Dabei werden die Stärken und Verhaltensweisen der Person betont, die für den Erfolg notwendig sind.

Objektiv und entpersonalisiert:

Anstatt auf vergangene Fehler zu schauen, nimmt Feedforward zukünftige Lösungsmöglichkeiten in den Blick. Dabei  wird das Verhalten von der jeweiligen Person losgelöst und nicht bewertet. So wird eine mögliche Abwehrhaltung verhindert und die Veränderungsbereitschaft geweckt.

Stärkenbasiert und motivierend:

Wenn Stärken und positive Erfahrungen im Mittelpunkt stehen, dann steigt die Motivation und das Engagement der Person.

Leistungsfördernd:

Menschen sind leistungsfähiger, wenn sie ihre Stärken kennen und einsetzen können.

Beziehungsstärkend:

Durch den gemeinsamen Dialog und die positive Art des Gesprächs wird die Beziehung zwischen der Führungskraft und dem Mitarbeitenden gestärkt.

Erlebte Wertschätzung:

Mitarbeiter fühlen sich wertgeschätzt und respektiert, wenn ihre Perspektiven berücksichtigt und ihre Stärken anerkannt werden.

Effektiver als traditionelles Feedback:

Feedforward ist zielgerichteter als traditionelles Feedback, da es sich auf umsetzbare Schritte zur Verbesserung konzentriert.

Das Fazit: Die Mischung macht's

Feedforward ist eine innovative Möglichkeit, um die Leistung und Zufriedenheit der Mitarbeitenden oder Teams zu steigern. Dabei werden die Stärken der jeweiligen Personen gezielt identifiziert und genutzt und so Entwicklungsmöglichkeiten geschaffen.

Dennoch ist auch Feedback wichtig – um aus Fehlern zu lernen oder Bereiche zu identifizieren, die verbessert werden müssen.

Idealerweise werden beide Ansätze miteinander kombiniert: Feedforward schafft eine konstruktive Basis für ein anschließendes Feedback und reduziert so die möglichen negativen Effekte. Beide Ansätze sind also nützlich und können in unterschiedlichen Situationen Leistung und Entwicklung fördern.

Mein Tipp

Beginnen Sie mit einem Feedforward-Gespräch pro Woche. Sammeln Sie Erfahrungen und entwickeln Sie schrittweise Ihre eigene Feedforward-Routine.

Wie setzen Sie Feedforward in Ihrer Führungspraxis ein? Ich freue mich auf Ihre Erfahrungen und den Austausch!

Möchten Sie die Stärken Ihres Teams kennen und nutzen? Dann vereinbaren Sie jetzt ein unverbindlichen Gespräch.

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Weiterlesen

Die Effekte von Feedback:

Kluger, Avraham & DeNisi, Angelo. (1996). The Effects of Feedback Interventions on Performance: A Historical Review, a Meta-Analysis, and a Preliminary Feedback Intervention Theory. Psychological Bulletin. 119. 254-284. 10.1037/0033-2909.119.2.254.

Das Feedforward Interview:

Marie-Hélène Budworth, Gary P. Latham (2025). The feedforward interview: An innovative approach to performance appraisal.

Feedforward Video:

Marshall Goldsmith: Coaching For Behavioral Change

Andrea Seekatz

Ich bin Professional Certified Coach (ICF) und Psychologin. Von der Stärkenanalyse zur Mitarbeiterbindung: stärken-fokussiertes Führungskräfte-Coaching

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