Spätestens seit Donald Trump ist Narzissmus in der Öffentlichkeit ein bekanntes Phänomen. Manchmal habe ich den Eindruck, die Welt ist voll mit Selbstdarstellern, die sich grandios finden.
Das Gegenteil wird allerdings eher selten thematisiert, vielleicht weil es weniger auffällt.
Es gibt Menschen, die können ihre eigenen Erfolge nicht anerkennen, sind von Unsicherheit und Selbstzweifel geplagt, obwohl es dazu eigentlich keinen Grund dazu gibt. So denken beispielsweise objektiv erfolgreiche Menschen häufig, dass sie nicht intelligent genug sind und andere ihre Fähigkeiten und Leistungen überschätzen. Sie fühlen sich wie Hochstapler (engl.: Impostor). Psychologen sprechen deshalb von dem Impostor bzw. Hochstapler-Syndrom.
Fühlst auch du dich betroffen oder kennst jemanden in Deiner Nähe, auf den das zutrifft?
Aber schauen wir uns zuerst einmal an, worum es geht.
Fünf Merkmale des Hochstapler-Syndroms
1.
Menschen mit einem ausgeprägtem Hochstapler-Syndrom gehen beispielsweise davon aus, dass sie ihren Beruf nicht ausüben können oder ihre Position nicht verdient haben, da ihnen die entsprechenden Fähigkeiten fehlen. Häufige Gedanken bzw. Fragen sind: „Bin ich gut genug? Warum sollte mir jemand zuhören? Alle anderen wissen/können mehr als ich.“
2.
Betroffene fühlen sich häufig als Betrüger oder eben Hochstapler und sind von Selbstzweifeln geplagt. Ständig erwarten sie, dass andere bemerken, dass sie es ‘nicht drauf haben’. Harsche Kritik von Außen können die Symptome entsprechend verschlimmern.
3.
Daneben sind betroffene Personen nicht in der Lage, sich über persönliche Erfolge zu freuen. Vielmehr nehmen sie an, die eigene gute Leistung war bloß Zufall oder eine glückliche Fügung. Ganz sicherlich beruht der Erfolg aber nicht auf den eigenen Fähigkeiten oder Kompetenzen. Absurderweise fühlen sich Betroffene sogar oft schlecht, wenn sie etwas richtig gut gemacht haben.
4.
Sehr häufig basiert das Hochstapler-Syndrom auf Unsicherheit. Auch ein überzogenes, idealisiertes Selbstbild kann entsprechende Selbstzweifel auslösen. Bei allem, was die Person macht, stellt sie sich selbst infrage. Sie ist unsicher, ob ihr Können tatsächlich ausreicht, um den eigenen hohen Standard zu erreichen. Gleiches gilt auch für perfektionistische Personen, die sich übertriebene und unrealistische Ziele setzen.
5.
Zahlreiche Untersuchungen zeigen, dass Männer und Frauen gleichermaßen von dem Hochstapler-Syndrom betroffen sind. Mit zunehmendem Alter tritt dieses jedoch seltener auf. Auch zeigt sich ein Zusammenhang mit Depressionen, geringem Selbstwertgefühl und Problemen im Umgang mit anderen Menschen.
Wie überwinden wir nun das Hochstapler-Syndrom?
Wirklich hilfreich und effektiv können wir die Selbstzweifel und Unsicherheit bekämpfen bzw. reduzieren, indem wir uns selbst reflektieren, d.h. unsere eigenen Annahmen und Einstellungen überprüfen und unsere Gedanken hinterfragen.
Hierzu nun ein paar Tipps:
- Werde optimistisch. Dies gelingt dir, indem du deine negativen Gedanken identifizierst, bewusst hinterfragst und dann positiv umformulierst.
- Versuche, positive Emotionen auszulösen. Wenn du an dir zweifelst, stelle dir die Frage: Wann habe ich etwas Schlimmes befürchtet, aber dann doch angenommen, dass es gut ausgehen wird?“ Notiere diese Situationen, sie stärken dein Selbstvertrauen.
- Verändere dein Verhalten, indem du starre, einschränkende Einstellungen ersetzt durch solche, die auf dein persönliches Wachstum bezogen sind.
Zum Beispiel: Ich bin defensiv und gebe schnell auf. → Ich bleibe dran, auch wenn es Rückschläge gibt.
Oder: Ich ignoriere negatives Feedback. → Ich nutze Kritik, um zu lernen.
- Verändere dein Verhalten, indem du starre, einschränkende Einstellungen ersetzt durch solche, die auf dein persönliches Wachstum bezogen sind.
- Daneben helfen dir positive Selbstgespräche, die lästigen Selbstzweifel zu reduzieren oder zumindest zu hinterfragen. Überprüfe deine Glaubenssätze. Wie wäre es, wenn du „Ich schaffe das nie“ austauschst mit „Ich habe das schon mal erfolgreich gemacht und meistere das auch dieses Mal.“?
- Auch eine entsprechende Körpersprache hilft dir, dein Selbstvertrauen zu stärken. Statt hängender Kopf und Schultern, stell‘ dich aufrecht hin und hebe die Arme wie Superman oder Superwoman. Wie fühlt sich das an? Bemerkst du, dass dein Umfeld entsprechend anders mit dir umgeht und auf dich reagiert? Sei stolz und stark.
Wenn du hierzu mehr wissen möchtest, dann schau dir das kurze, sehr interessante Video an.
Wir alle zweifeln von Zeit zu Zeit an unseren Fähigkeiten und sind unsicher, ob wir ‚gut genug‘ sind. Hier können meine Tipps sicherlich hilfreich sein.
Das Hochstapler-Syndrom kann aber auch sehr stark ausgeprägt sein und zu erheblichen Einschränkungen im beruflichen oder privaten Alltag führen. In diesem Fall kann eine Therapie große Erleichterung bringen und ist unbedingt empfehlenswert.
Take Away
- Das Impostor Syndrom geht einher mit großen Selbstzweifeln und der Annahme, dass die eigenen Fähigkeiten mangelhaft sind.
- Die Betroffenen fühlen sich häufig als Betrüger und erwarten, dass andere dies sehr bald erkennen.
- Persönlicher Erfolg wird erklärt durch glückliche Umstände oder Zufall, aber nicht mit eigenen Kompetenzen.
- Im Umgang mit dem Hochstapler-Syndrom ist es hilfreich, die eigenen Gedanken und Einstellungen zu hinterfragen und entsprechend zu verändern. Bei sehr starker Ausprägung kann eine Therapie sinnvoll sein. Je früher, desto besser.