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Wer schon einmal bei Starbucks in den USA einen Kaffee gekauft hat, wird genau verstehen, was ich meine. Ich erinnere mich noch genau, als ich das erste Mal dort war, um einfach nur einen Cappuccino zu kaufen. Einfach – das war es dann gar nicht. Nachdem ich mich in der Schlange endlich nach vorne gekämpft habe und bestellbereit war, versuchte ich ganz souverän meinen Cappuccino zu bestellen. Doch dann nahm das Drama seinen Lauf. Welche Größe soll es sein – Demi, Short, Tall, Grande oder Venti? Soll das Getränk kalt oder warm, koffeinhaltig oder koffeinfrei sein? Bevorzuge ich vegan Milch und welches ‚Flavor‘ soll es denn sein – Vanilla, Caramel, Cinnamon Dolce, Hazelnut, Toffee Nut, Peppermint, Raspberry oder Classic? Puh, soviel Entscheidungen, das hat mich erst einmal völlig fertig gemacht.

Worauf ich hinaus will? Entscheidungen zu treffen ist Teil unseres Alltags und fällt uns besonders schwer, wenn es zu viele Optionen gibt oder die Folgen der Entscheidung sehr umfangreich sind. Dies ist vor allem im beruflichen Kontext für viele Führungskräfte eine echte Herausforderung, denn Führung bedeutet, permanent Entscheidungen fällen zu müssen, die entweder viele Menschen betreffen oder weitreichende Konsequenzen für das Unternehmen nach sich ziehen. Häufig muss auch zwischen zwei gegensätzlichen Alternativen entschieden werden. 

In diesem Artikel geht es nun darum, was Entscheidungen ausmacht, welche Entscheidungsfallen es gibt und wie man ‚gute‘ Entscheidungen trifft. 

Was kennzeichnet Entscheidungen?

Zu allererst ist es wichtig zu verstehen, dass es keine guten oder schlechten Entscheidungen gibt. Ob eine Entscheidung ‚die richtige‘ ist, beurteilen wir immer anhand unserer eigenen Vorlieben, Bedürfnisse oder Erfahrungen. Es sind eigentlich nicht die Entscheidungen, mit denen wir oftmals hadern, sondern vielmehr mit deren Folgen.

Doch schauen wir uns zunächst an, was Entscheidungen ausmacht:

Die meisten Entscheidungen beinhalten Unsicherheit, das heißt, wir kennen nicht alle Details und können die Folgen für die Zukunft nicht abschätzen. Auch müssen Entscheidungen häufig unter großem Zeitdruck erfolgen und die Situation ist unüberschaubar, z.B. wenn sich diese permanent verändert.

Da wir Menschen nicht sehr risikofreudig sind, erschwert dies den Entscheidungsprozess.

Entgegen der weit verbreiteten Annahme, besonders bei Führungskräften, werden Entscheidungen nicht ausschließlich rational getroffen. Unsere Auswahl wird immer durch unsere Emotionen gesteuert. Dies mag uns nicht bewusst sein, aber wir entscheiden immer anhand unseres eigenen Maßstabs. Wenn dies nicht der Fall wäre, dann würden sich alle für denselben Job oder dasselbe Auto entscheiden. Auch spielt unser Bauchgefühl eine wichtige Rolle. Dazu aber später mehr.

In Entscheidungssituationen neigen wir auch häufig dazu, möglichst die perfekte Auswahl treffen zu wollen. Dieser Perfektionismus führt dann aber oftmals dazu, dass wir uns lieber nicht festlegen oder auf Zeit spielen.

Neben diesen Hürden gibt es auch einige Entscheidungsfallen, in die wir immer wieder hineintappen und die es uns schwer machen, ‚gute‘ Entscheidungen zu treffen.

Welche Entscheidungsfallen gibt es?

Entscheidungsfallen basieren häufig auf kognitiven Verzerrungen, bzw. Biases. Diese sind uns meist nicht bewusst, beeinflussen aber unser Denken und damit auch unsere Entscheidungen.

Die häufigsten Entscheidungsfallen sind:
  • Wir bevorzugen vorhandene Informationen, oder solche, die zum Sachverhalt passen. Diese werden dann bei der Entscheidungsfindung stärker berücksichtigt. Dieser Availability Bias führt dazu, dass weitere Informationen weder gesucht noch bei der Entscheidungsfindung berücksichtigt werden. Auch favorisieren wir Informationen, die zu unseren Einstellungen passen (Confirmation Bias). Wenn jemand beispielsweise sehr umweltbewusst ist, wird die Entscheidung, ob zukünftig alle Dienstwagen E-Autos sind, sicherlich anders ausfallen, wie wenn die Person PS-fokussiert ist. Wir glauben, faktenbezogen zu entscheiden. Tatsächlich werden aber nicht alle Fakten berücksichtigt, sondern wir picken uns unbewusst ‚die Rosinen raus‘.

 

  • Entscheidungen, die in der Vergangenheit getroffen wurden und sich als eher nachteilig herausgestellt haben, werden selten infrage gestellt und korrigiert. Wir halten an der getroffenen Entscheidung fest- der Perserverance Bias ist am Werk.

 

  • Bei unternehmerischen Entscheidungen werden oftmals die Risiken unterschätzt und die Chancen überschätzt. Das neue Produkt wird in strahlendem Licht gesehen und wird sich schon super verkaufen.

 

  • Oftmals treffen wir Entscheidungen sehr zögerlich und schieben diese vor uns her. An wie vielen Meetings hast du schon teilgenommen, in denen es immer wieder um dasselbe Thema ging, ohne dass endlich eine Entscheidung gefällt wurde? Und täglich grüßt das Murmeltier….

Wie aber kann man vorgehen, um wirklich ‚gute Entscheidungen zu fällen?

Fünf hilfreiche Strategien für kluge Entscheidungen

1

Wenn du Entscheidungen eher hinauszögerst, weil du die perfekte Auswahl treffen willst, dann setze dir eine Deadline. Bis zu diesem Zeitpunkt kannst du alle Aspekte überdenken und berücksichtigen. Versuche auch, neue Informationen zu integrieren (siehe Availability und Confirmation Bias). Wenn im Unternehmen bereits mehrfach über einen Sachverhalt diskutiert wurde, ohne zu entscheiden, dann frage dich: „Gibt es neue, relevante Informationen, die beachtet werden müssen? Wenn nein, dann triff die Entscheidung - spätestens bis zu deiner Deadline.
berücksichtigt werden. Auch favorisieren wir Informationen, die zu unseren Einstellungen passen (Confirmation Bias). Wenn jemand beispielsweise sehr umweltbewusst ist, wird die Entscheidung, ob zukünftig alle Dienstwagen E-Autos sind, sicherlich anders ausfallen, wie wenn die Person PS-fokussiert ist. Wir glauben, faktenbezogen zu entscheiden. Tatsächlich werden aber nicht alle Fakten berücksichtigt, sondern wir picken uns unbewusst ‚die Rosinen raus‘.
2

Hole dir Rat von Außen. Am besten von Personen, die keinerlei Sachkenntnis besitzen. Das kann die Freundin, der Ehepartner oder auch ein Coach sein. Diese neue Perspektive hilft dabei, neue Aspekte zu berücksichtigen. Daneben werden Dinge, die dich bislang blockiert haben, ignoriert.
3

Höre auf dein Bauchgefühl. Wir haben ja bereits darüber gesprochen, dass Entscheidungen immer durch Emotionen beeinflusst werden. Auch verfügen wir Menschen über gute Intuitionen. Je älter wir sind, desto besser sind diese. Deshalb solltest du bei allen Entscheidungen dein Bauchgefühl ernst nehmen. Nimm somatische Marker wahr. Hast du ein Kribbeln im Bauch, wenn du an die Entscheidung denkst? Oder eher ein Knoten im Magen? Berücksichtige diese Empfindungen angemessen.

Hilfreich ist es auch, wenn du dich fragst, wie du normalerweise deine Entscheidungen triffst. Eher mit dem Bauch oder dem Kopf? Dann höre in dich hinein. Was sagt dein Gefühl? Versuche bewusst, die ‚Gegenseite‘ zu berücksichtigen. Was sind die Fakten, die Pros und Cons? Wenn beide Seite gleich repräsentiert und gut ausbalanciert sind, dann ist eine gute Entscheidung möglich.

4

Betrachte im Entscheidungsprozess auf jeden Fall auch die Risiken. Lass’ dich aber auch nicht ausbremsen, indem du zu viele Bedenken hast (siehe auch Perfektionismus). Frage dich selbst: „Was ist das Schlimmste, das passieren kann, wenn ich xy entscheide?“ Diese Vorgehensweise hilft dir, das Ausmaß der Entscheidung abzuschätzen und alle positiven und negativen Folgen zu erkennen.
5

Und last but not least: Keine Entscheidung ist auch eine Entscheidung. Allerdings birgt diese Strategie eine gewissen Gefahr, da man selbst nicht aktiv ist. Man überlässt die Entscheidung dem Zeitablauf oder dem Zufall. Bei eher unwichtigen Sachverhalten kann dies aber sinnvoll sein und entlastend wirken.

Take Away

  • Entscheidungen fallen uns besonders schwer, da sie immer Unsicherheit beinhalten und wir die Konsequenzen oftmals nicht völlig einschätzen können. 
  • Das Urteil ist immer durch unsere Emotionen beeinflusst und kann durch Denkfehler bzw. Biases verzerrt werden.
  • Im Entscheidungsprozess ist es wichtig, sich zeitnah zu entscheiden, alle Fakten einzubeziehen und Risiken angemessen zu beachten. Auch die Außensicht einer unbeteiligten Person verbessert die Qualität des Urteils. Ausgewogene Entscheidungen beinhalten sowohl emotionale als auch rationale Aspekte. 

Wie entscheidest Du? Eher spontan aus dem ‚Bauch heraus‘ oder alle Fakten abwägend? Meine fünf Strategien können dich in Zukunft dabei unterstützen, effektive und fundierte Entscheidungen zu treffen. 

Steckst du fest in einem Entscheidungsprozess? Wie wäre es mit einem Kurzzeitcoaching, in dem wir alle Aspekte gemeinsam bearbeiten können.

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Und nicht vergessen:

„Entscheide lieber ungefähr richtig, als genau falsch.“

– Johann Wolfgang von Goethe-

Interessieren dich weitere Hintergründe zum Entscheidungsprozess? Dann schaue dir das interessante Video des Nobelpreisträgers Prof. Daniel Kahneman an.

Buchtipps zum Thema

Andrea Seekatz

Ich bin ausgebildete & zertifizierte Coach (ICF) und Psychologin. Nicht vergessen: Take Care of Your Self.

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