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Mobbing ist ja eher ein Thema, das man eher in Verbindung mit Schule oder dem Internet (Stichwort Cybermobbing) diskutiert. Nicht zu vernachlässigen ist aber auch Mobbing am Arbeitsplatz.

Immerhin zeigen Umfragen, dass jeder Dritte bereits ein Opfer von Mobbing am Arbeitsplatz ist und über die Hälfte sich schon einmal aktiv am Mobbing einer anderen Person beteiligt haben. Diese eindrücklichen Zahlen machen deutlich, wie wichtig es ist, Mobbing am Arbeitsplatz näher zu betrachten. Schauen wir uns zunächst an, worum es geht.

Was ist Mobbing?

Mobbing ist eine Form von psychischer Gewalt, die durch offenes oder auch verdecktes Verhalten ausgeübt wird. Dieses Verhalten ist systematisch, wird wiederholt gezeigt und behindert eine Person bei der Erfüllung ihrer Arbeitsaufgaben – sei es direkt oder indirekt. Mobbing kann durch KollegInnen, Vorgesetzte (sogenanntes Bossing) oder durch MitarbeiterInnen im Auftrag des Vorgesetzten ausgeübt werden. Mobbing ist demnach ein Gruppenphänomen, an dem immer mehrerer Personen beteiligt sind. In erster Linie TäterIn und Mobbing-Opfer, aber auch dritte Personen, die das Mobbing direkt unterstützen oder durch Wegschauen billigen.

Was sind Beispiele für Mobbing am Arbeitsplatz?

Die Schikanen gegenüber der Person, die geschädigt werden soll, können durch unterschiedliche Handlungen zum Ausdruck kommen. Sie können direkt beobachtbar sein oder auch verdeckt erfolgen. Mobbing kann ausgeübt werden durch:

    • Herabsetzende oder erniedrigende Bemerkungen wie ‚ist ja klar, dass Du das nicht geschafft hast.‘,
    • Offen ausgesprochene Beleidigungen, Beschimpfungen oder Drohungen,
    • Wiederholtes Zuweisen von unangemessenen Aufgaben z.B. die Vorgesetzte teilt einer Mitarbeiterin immer mehr Aufgaben zu, bis diese völlig überlastet ist,
    • Unhöfliches oder verletzende non-verbale Gesten wie Augenrollen, kichern, anstarren,
    • Direkte Sabotage der Arbeitsleistung, z. B. ein Kollege löscht eine Datei, die die betroffene Kollegin erstellt hat, so dass sie den Abgabetermin des Berichts nicht einhalten kann,
    • Verbreiten von Gerüchten über die betroffene Person,
    • Weiterleiten oder Teilen von privaten Nachrichten oder Informationen ohne Erlaubnis, mit dem Ziel, die betroffene Person zu blamieren z. B. ein Kollege erzählt beim Mittagessen, dass die Kollegin von ihrem Mann betrogen wurde, obwohl diese ihm das in einem vertraulichen Gespräch gestanden hat.
    • Ständiges Unterbrechen des Mobbing-Opfers, um die Person zu verunsichern,
    • Ausschließen der betroffenen Person von Meetings oder anderen Aktivitäten, die wichtig sind für das Erledigen der Arbeitsaufgaben,
    • Meiden oder schweigen in der Gegenwart der betroffenen Person, wodurch diese sich sozial isoliert und ausgegrenzt fühlt.

Alle diese Verhaltensweisen haben nur eins zum Ziel: die betroffene Person zu verletzen und ihr mehr oder weniger zu schaden. Was aber bringt Menschen dazu?

Was sind die Ursachen für Mobbing am Arbeitsplatz?

Mobbing kann immer dort entstehen, wo Menschen auf engstem Raum zusammen sind. Am Arbeitsplatz sind sie voneinander abhängig und müssen sich oftmals knappe Ressourcen teilen. Denn nur einer kann die begehrte Beförderung erhalten – und dies kann dann zu Rivalität, Konkurrenzdenken bis hin zu Anfeindung und Ausgrenzung führen.

Eine häufige Ursache ist auch ein gering ausgeprägtes Selbstwertgefühl der mobbenden Person. Die Täterin setzt eine andere Person herab und macht diese schlecht, damit sie selbst besser dasteht.

Für die Betroffenen der Schikanen ist es oftmals gar nicht erkennbar, warum sie gemobbt werden. Viele werden unverschuldet zum Opfer. Oftmals spielt aber auch der Neid von KollegInnen auf gute Leistung oder Erfolge eine erhebliche Rolle. Häufig hat das Mobbing-Opfer auch einen besonders guten Draht zum Chef oder der Chefin und die KollegInnen fürchten, dass Informationen ‚nach oben‘ weitergegeben werden. In diesem Falle kann Misstrauen die Quelle der Ausgrenzung sein.

Woran erkenne ich, dass ich ein Opfer von Mobbing bin?

Ein recht untrügliches Merkmal, dass du unter Mobbing leidest ist, wenn du dich bereits zu Beginn der Arbeitswoche erschöpft und krank fühlst. Auch wenn du Angst hast zur Arbeit zu gehen oder Dich ruhelos fühlst, kann das ein Anzeichen für Mobbing sein.

Wenn KollegInnen dich wiederholt angreifen und meiden, oder wenn du keine Freude mehr im Leben hast, dir also ehemals lieb gewonnene Aktivitäten mit der Familie oder Freunden keinen Spaß mehr machen, könntest du von Mobbing betroffen sein.

Aber es ist nicht so, dass man gegen die Schikanen nichts unternehmen kann. Es gibt eine Vielzahl von Möglichkeiten, dagegen vorzugehen.

Was können und sollten Organisationen machen, um Mobbing zu bekämpfen?

Damit Mobbing in Organisationen möglichst gar nicht erst auftritt, gibt es eine Vielzahl von Maßnahmen, die getroffen werden können. Diese sollten auf jeden Fall vom Management ausgehen und allen vermitteln: In unserer Organisation wird Mobbing nicht toleriert. Nachfolgend einige Vorschläge hierzu:

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Ein wichtiger Aspekt betrifft die Arbeitsumgebung. Hier ist es entscheidend, dass Arbeitsrollen eindeutig festgelegt sind. Außerdem sollten die Mitarbeitenden eigene Entscheidungen treffen können. Fehlende Entscheidungsfreiheit begünstigt Mobbing.
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Organisationen sollten effektiv mit Konflikten umgehen und diese angemessen beachten. Entsprechende Trainingsmaßnahmen können ein gutes Konfliktmanagement unterstützen und Coaching-Maßnahmen helfen, Konflikte, die auch eine Ursache von Mobbing sind, frühzeitig zu erkennen. Auch Trainings zur Stärkung der emotionalen Intelligenz können das zwischenmenschliche Verhalten verbessern und Mobbing unwahrscheinlicher machen.
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Daneben sollten Führungskräfte ihre Mitarbeitenden effektiv führen.
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Besonders wichtig ist auch eine klare Positionierung der Organisationsspitze zum Thema Mobbing. Eine klare Anti-Mobbing-Richtlinie und ein Verhaltenskodex sollten schriftlich festgelegt werden. Hierbei müssen klare Aussagen getroffen werden, dass Mobbing nicht toleriert wird. Außerdem ist es hilfreich, wenn ganz klar definiert wird, was genau Mobbing am Arbeitsplatz beinhaltet und welche Konsequenzen es hat.
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Last but not least kann eine generelle Sensibilisierung der Organisation für Mobbing das Auftreten erschweren oder sogar verhindern. In Organisationen mit einer positiven Arbeitsatmosphäre und einer wertschätzenden Haltung gegenüber allen Mitarbeitenden wird Mobbing schlichtweg unwahrscheinlicher. Auch ein jährliches Briefing, was Mobbing ist und woran man es erkennt, kann hilfreich sein.
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Wenn es dennoch zu Mobbingvorfällen kommen, so ist es wichtig, dass die Betroffenen die Möglichkeit für eine vertrauliche Kommunikation mit Vorgesetzten oder dem Management haben. Außerdem sollte die Organisation alle Beschwerden und Hinweise auf Mobbing sorgfältig prüfen und wenn nötig entsprechend handeln.

Aber auch Betroffene sind Mobbing nicht hilflos ausgeliefert. Es gibt einige effektive Maßnahmen, sich dagegen zu wehren.

Was kann ich machen, wenn ich selbst von Mobbing am Arbeitsplatz betroffen bin?

Um sich gegen Mobbing zu wehren, ist es sinnvoll, schrittweise vorzugehen.

Am Anfang kann es helfen, erst einmal auf verletzende Aussagen oder Handlungen nicht zu reagieren. Dies führt dazu, dass die Aktivitäten des Täters oder der Täterin ins Leere laufen und kann bereits deeskalierend wirken, sodass der Mobbende aufgibt.

Wenn das nicht eintritt, dann solltest du aktiv werden. Zunächst sprichst du den Täter unter vier Augen auf sein Verhalten an. Dann kannst du dies auch in der Anwesenheit anderer Personen machen. Auch das Führen eines Mobbing-Tagebuchs, in dem die Angriffe genau aufgelistet und beschrieben werden (inklusive Datum und Uhrzeit), ist empfehlenswert.

Bleiben die Schikanen weiterhin nicht aus, so solltest du die Täterin schriftlich dazu auffordern, ihr Verhalten zu ändern. Auch kannst du damit drohen, dass du rechtliche Schritte (Mobbing ist strafbar) einleiten und deinen Arbeitgeber entsprechend informieren wirst.

Als letzte Maßnahme solltest du mit deinem Vorgesetzten oder dem Management über eine Versetzung oder Jobalternativen sprechen. Auch eine Kündigung kann der letzte Ausweg sein. Dies bedeute dann zwar, dass der oder die Mobbende das Ziel erreicht hat – aber deine persönliche Gesundheit und Zufriedenheit ist schließlich das wichtigste.

Take Away

  • Mobbing ist eine Form der psychischen Gewalt und kann durch eine Vielzahl von unterschiedlichen Handlungen direkt oder indirekt ausgeübt werden.
  • Ziel von Mobbing am Arbeitsplatz ist immer, dem Mobbing-Opfer zu schaden.
  • Jeder kann zur Zielscheibe von Mobbing werden, aber niemand muss es wehrlos hinnehmen. Wichtig ist, sich zunächst mit der mobbenden Person auseinanderzusetzen bzw. sich Hilfe zu suchen.
  • Mobbing ist strafbar und Unternehmen können verschiedene Maßnahmen treffen, um Mobbing effektiv zu vermeiden bzw. zu bekämpfen.

Bist du von Mobbing betroffen? Dann suche dir Hilfe und lass’ dich beraten, wie du am besten vorgehst. Einige Anlaufstellen findest du nachfolgend. Auch ein Coaching kann helfen, mit den Folgen umzugehen. Gerne können wir in einem ersten Gespräch die Möglichkeiten diskutieren.

Andrea Seekatz

Ich bin ausgebildete & zertifizierte Coach (ICF) und Psychologin. Nicht vergessen: Take Care of Your Self.

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