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Wer erinnert sich noch an die Serie Daktari? Für mich war sie eine meiner Lieblingsserien. Worum geht’s? Der Tierarzt Dr. Tracy leitet eine Tierstation in Afrika und kämpft gegen Wilderer bzw. kümmert sich um kranke Tiere. Mein Traumjob und für mich der Inbegriff einer sinnvollen Arbeit.

Jedenfalls als ich ein Kind war. Nun kann nicht jeder eine Tierstation in Afrika betreuen, außerdem ist mir die afrikanische Savanne doch etwas zu abgelegen.

Was aber bestimmt den Sinn der Arbeit und damit, welche Tätigkeit wir als sinnvoll erleben? Die Antwort darauf ist, wie so oft, vielschichtig und jeder beantwortet dies sicherlich anders.

Quelle: CBS Television

Wann erleben wir eine Tätigkeit als sinnstiftend?

Viele von uns sehen vermutlich die Tätigkeit als LehrerIn oder Pflegekraft als besonders sinnstiftend. Komisch ist jedoch, dass genau diese Personengruppen oftmals unzufrieden mit ihrer Arbeit sind und häufig den Job wechseln.

Zunächst ist es wichtig zu verstehen, dass Sinn generell nicht von außen gegeben werden kann, sondern jeder Mensch muss diesen für sich finden. Denn beim Sinnerleben, auch Purpose genannt, geht es ja um die Frage‚ warum mache ich diese Arbeit und welchen Beitrag leiste ich?‘ Dies bewertet jeder subjektiv anders.

Immerhin zeigte sich bei einer Umfrage in der Schweiz, dass fast die Hälfte der Befragten (46,7 %) angaben, ‚fast immer‘ eine sinnvolle Arbeit zu machen.

Was aber unterscheidet nun Menschen, die ihre Arbeit als sinnhaft erleben, von solchen, die dies nicht tun?

Wie findet man Sinn in der Arbeit?

Neben der Familie ist die Arbeit für die meisten Menschen eine wichtige Sinnquelle. Deshalb lohnt es sich, dies einmal näher zu betrachten.

Menschen erleben ihre Arbeit vor allem dann als sinnhaft, wenn sie ihrer Fähigkeiten und Stärken einsetzen können. Immer wenn wir das tun, was wir gut können und gerne machen, sind wir erfolgreich. Dieses Erfolgserlebnis führt dann dazu, dass wir uns kompetent fühlen und wir beurteilen diese Handlungen als sinnvoll.

Daneben gibt es noch weitere Faktoren, die sich auf den wahrgenommenen Purpose einer Person auswirken können. Hierbei sind vier Merkmale besonders bedeutsam und im Kern geht es um folgende Fragen:

1

Kohärenz

Passt meine Arbeit zu meinen Fähigkeiten, Interessen, Werten und zu meiner Lebensplanung?
Kann ich meine Stärken einsetzen und kann ich meine Arbeit selbst gestalten?

2

Bedeutsamkeit

Welchen Nutzen bzw. welche Bedeutung hat meine Tätigkeit für Menschen innerhalb, aber auch außerhalb meines Unternehmens?

3

Zugehörigkeit

Bin ich in die Organisation eingebunden und erfahre ich Wertschätzung?
Habe ich eine persönliche Beziehung zu meinen KollegInnen und Vorgesetzten?
Identifiziere ich mich mit dem Unternehmen?

4

Orientierung

Passen die Werte und Normen der Organisation zu meinem persönlichen Werten?

Auch die Rahmenbedingungen beeinflussen, ob wir eine Arbeit als sinnstiftend und damit als Berufung erleben. Neben einer fairen Bezahlung und der Arbeitsplatzsicherheit, spielen auch der Zusammenhalt innerhalb der Organisation, eine positive Arbeitsatmosphäre sowie gute, nachhaltige Produkte eine entscheidende Rolle.

Die wenigsten von uns würden jedoch bestätigen, dass, die genannten Punkte hundertprozentig auf die eigene Arbeit zutreffen. Bei einigen wenigen ist dies aber durchaus der Fall. Diese Menschen erleben ihre Arbeit dann als Berufung. Was aber sind die Unterschiede?

Job oder Berufung?

Wer nur ‚einen Job macht‘, der erwartet nichts anderes als Geld. Die Arbeit ist Mittel zum Zweck, um sich ein Einkommen zu sichern. Um welche Tätigkeit es sich dabei handelt, spielt im Grunde keine Rolle – man erledigt eben nur einen Job.

Ganz anders ist dies, wenn wir in der Arbeit eine Berufung sehen. Dann arbeiten wir aus Leidenschaft und um der Sache willen. Wir können unsere Stärken und Fähigkeiten einsetzen und die Arbeit leistet einen Beitrag zu einem höheren Sinn, z. B. in dem wir etwas für andere Menschen machen. Wir empfinden unsere Arbeit nicht als Last, sondern vielmehr als Belohnung.

Interessanterweise kann jede Arbeit, unabhängig von der Tätigkeit, als sinnstiftend erlebt werden. Jeder Job kann zu einer Berufung, und jede Berufung kann zum Job werden. Beispielsweise bewertet ein Busfahrer, der Kinder zur Schule fährt, diese Aufgabe als sehr sinnstiftend, denn er ermöglicht Kindern das Lernen.

Natürlich handelt es sich bei der Gegenüberstellung von Job versus Berufung um die beiden Extrempositionen und die meisten Menschen bewerten ihre Arbeit wohl irgendwo dazwischen.

Doch wie sieht das bei Dir aus? Hast Du eine Berufung oder ‚nur einen Job‘? Klicke hier und mache einen kleinen Test.

Insgesamt ist es also durchaus lohnenswert, die eigene Arbeitstätigkeit einem Purpose-Check zu unterziehen. Wir haben es selbst in der Hand, unserer Arbeit einen Sinn zu geben. Neben unseren Einstellungen und Bewertungen können wir auch die Rahmenbedingungen so verändern, dass aus einem Job eine Berufung wird und wir zufrieden mit der Arbeit sind. Denn nicht wir müssen zur Arbeit passen, sondern die Arbeit zu uns.

Take Away

  • Ob wir Purpose in unserer Arbeit finden oder nicht, hängt von unserer subjektiven Bewertung ab.
  • Eine Arbeit wird vor allem dann als sinnstiftend erlebt, wenn:
    • ich das Ergebnis meiner Arbeit und den Nutzen für andere Menschen erkennen kann,
    • ich meine Stärken einsetzen und meine Arbeitsumgebung mitgestalten kann,
    • ich mich mit meinem Unternehmen verbunden fühle und die Menschen, mit denen ich zusammenarbeite, mag.
Haben Sie Fragen oder Anregungen? Dann senden Sie mir doch eine eMail.

Weitere Informationen

Video zu Jobs mit Berufung: Pflegekräfte
Schnell, T. (2020). Psychologie des Lebenssinns. 2. Aufl. Heidelberg: Springer.
Seligman, M. (2003). Der Glücksfaktor. Warum Optimisten länger leben. Köln: Bastei Lübbe AG.
Andrea Seekatz

Ich bin ausgebildete & zertifizierte Coach (ICF) und Psychologin. Nicht vergessen: Take Care of Your Self.

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