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Oktopoden sind erstaunliche Tiere und faszinieren die meisten von uns. Sie sind sehr intelligent und lernfähig, können ihre Farbe wechseln und in einem Punkt uns Menschen definitiv überlegen: Mit ihren acht Armen können sie verschiedene Tätigkeiten gleichzeitig ausführen.

Wie cool wäre es, wenn wir mit dem rechten Arm ein Buch lesen, und mit dem linken Arm einen Bericht schreiben könnten. Oder rechts Klavierspielen und links Tennis.

Während die Informationsverarbeitung des Oktopus dezentral und voneinander getrennt im jeweiligen Arm erfolgt, haben wir Menschen ’nur‘ ein Gehirn. Hier werden alle eingehende Reize verarbeitet und Handlungen gesteuert.
Und das unterscheidet uns eindeutig vom Oktopus und erklärt, warum Autofahren UND Telefonieren nicht funktioniert – warum Multitasking für uns sehr schwierig ist.

Doch schauen wir uns die Gründe hierfür mal genauer an.

Was passiert bei Multitasking im Gehirn?

Nehmen wir an du sitzt am Computer und liest eine eMail. Das heißt, du nimmst die einzelnen Buchstaben wahr, diese werden zu Wörtern und Sätzen zusammengefügt und im Gehirn mit Bedeutung versehen.

Dieser komplexe Vorgang erfolgt in unserem Arbeitsgedächtnis. Hier werden die eingehenden Informationen für wenige Sekunden zwischengespeichert und anschließend verarbeitet.
Wieviel Information verarbeitet werden kann, hängt im ersten Schritt von der Spanne des Arbeitsgedächtnisses ab, vergleichbar mit der Speicherkapazität eines Computerchips.

Wenn dann, während du die Mail liest, deine Assistentin dich fragt, ob sie den Termin morgen um 15 Uhr bestätigen kann, erhält dein Arbeitsgedächtnis neue Informationen, die ebenfalls gespeichert und verwertet werden müssen. Die kognitive Herausforderung besteht nun darin, sich auf die relevanten Informationen zu fokussieren und gleichzeitig die Störreize zu unterdrücken. Bei zwei komplexen Aufgaben tritt dann ein Bottleneck-Effekt ein, da das Gehirn nicht zu viele Reize gleichzeitig verarbeiten kann.

Die Aufmerksamkeit wird auf eine Aufgabe gerichtet, in der Folge wird die andere Aufgabe unterbrochen und erst dann wieder aufgenommen, wenn die erste Aufgabe abgeschlossen ist.

Wenn du also deine eMail liest und ‚gleichzeitig‘ darüber nachdenkst, ob der Termin morgen passt, dann erscheint es dir möglicherweise, als ob du beides simultan durchführst. Das stimmt aber nicht. Vielmehr werden kleine Aufgabenabschnitte im Wechsel bearbeitet, und das erhöhte den kognitiven Aufwand.

Was sind die Folgen von Multitasking?

Im beruflichen aber auch privaten Alltag sind Störungen und Unterbrechungen nicht ungewöhnlich und zwingen uns häufig, eine Aufgabe kurzfristig zu stoppen. Allerdings solltest du der Versuchung widerstehen, ‚mehrere Bälle gleichzeitig in der Luft zu halten‘. Multitasking ist nur bedingt möglich.

1.

Wer viele Dinge gleichzeitig macht, erbringt bis zu 40% schlechtere Leistungen: die Fehlerhäufigkeit ist größer und das Erledigen jeder einzelnen Aufgabe dauert insgesamt länger.

2.

Außerdem erhöht das Umschalten zwischen den Aufgaben den kognitiven Aufwand und kann so schnell zu Überforderung führen. Besonders bei komplexen Aufgaben und Tätigkeiten, die eine hohe Konzentration erfordern führt ein Unterbrechen zu Stress.
Der Pulsschlag erhöht sich, die Atmung wird schneller und es werden stressbedingte Hormone ausgeschüttet. Wer dann dauerhaft Stress erlebt, der hat ein erhöhtes Risiko krank zu werden. Abnehmende Konzentrationsfähigkeit oder Schlafstörungen, Bluthochdruck, Kopf- und Rückenschmerzen sowie psychische Störungen (Burnout, Depression) können die Folge sein.

3.

Darüber hinaus führen Arbeitsunterbrechungen zu negativen Emotionen, wie Ärger, Wut, Traurigkeit bis hin zu Kontrollverlust und die Arbeitszufriedenheit sinkt. Du bist unzufrieden, weil du keine Aufgabe tatsächlich abschließt.

4.

Bei sehr monotonen Aufgaben haben Unterbrechungen allerdings einen positiven Effekt. Sie werden häufig als willkommene Abwechslung wahrgenommen und wirken sogar leistungsfördernd.

Die Unterbrechung erhöht die Anforderung, so dass das Anspruchsniveau der eigentlich öden Aufgabe steigt. Und das empfinden wir als angenehm. Wer freut sich nicht, wenn das lästige Sortieren von Steuerbelegen durch ein Telefonat unterbrochen wird.

Unter bestimmten Bedingungen ist Multitasking also durchaus machbar und auch sinnvoll. Welche das sind, schauen wir uns jetzt an.

Wann ist Multitasking möglich?

Bei einfachen und automatisierten Aufgaben ist eine zeitgleiche Bearbeitung kein Problem. Das ist sicherlich auch ein Grund, warum einige Menschen noch immer glauben, produktiver zu sein, wenn sie möglichst viel gleichzeitig machen. Alle Tätigkeiten, die unsere bewusste Aufmerksamkeit nicht benötigen, beanspruchen unser Arbeitsgedächtnis kaum und können quasi nebenbei erledigt werden.

Im Laufe unseres Lebens lernen wir die Ausführung von einfachen, immer wiederkehrenden Aufgaben. Unser Gehirn legt hierfür verschiedene Schemata ab, die automatisch abgespult werden, sobald die entsprechende Situation eintritt. Eine bewusste Konzentration ist dann nicht erforderlich und der kognitive Aufwand relativ gering.

Ein sehr gutes Beispiel hierfür ist das Autofahren. Erinnerst du dich noch an dein erstes Mal – alleine im Auto? Welchen Gang muss du wann einlegen, dann auch noch Kupplung treten und Blinker setzen. Also ich war, glaube ich, schweißgebadet. Und heute fahre ich ganz entspannt und kann gleichzeitig Musik hören (klappt natürlich nur, sofern man nicht einmal quer durch Palermo fährt). Nach jahrzehntelanger Übung sind die Handlungsabfolgen automatisiert und ein ‚bewusstes Nachdenken‘ ist nicht mehr nötig.

Deshalb funktioniert dann auch Multitasking – aber auch nur dann.

Take Away

  • Die zeitgleiche Bearbeitung von mehreren komplexen Aufgaben ist nicht möglich.
  • Vielmehr werden beide Aufgaben im Wechseln jeweils in kleinen Schritten nacheinander bearbeitet.
  • Dies kann schnell zu Überlastung, Leistungseinbußen und zu Stress führen.
  • Wer häufig Stress erlebt, gefährdet seine Gesundheit.
  • Bei der Ausführung von einfachen, automatisierten Aufgaben ist Multitasking machbar.

Wie gehst du mit Multitasking um? Welche Erfahrungen hast du gemacht. Hinterlasse diese doch als Kommentar.

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Andrea Seekatz

Ich bin ausgebildete & zertifizierte Coach (ICF) und Psychologin. Nicht vergessen: Take Care of Your Self.

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